Pflege-Pilotprojekt ReKo: Case Manager für Emsland und Grafschaft erhalten Zertifikate.
Klienten im Pflegesektor bedarfsgerecht versorgen, pflegende Angehörige entlasten und die Ressourcen der Leistungsanbieter effizient nutzen: Diese Ziele verfolgen die sogenannten Case Manager des Regionalen Pflegekompetenzzentrums (ReKo) in der Grafschaft Bentheim und im Emsland. Das 2019 gestartete Pilotprojekt, das der Gesundheitsregion EUREGIO angegliedert ist, hat nun einen neuen Meilenstein erreicht: Nach über einem Jahr intensiver Ausbildung erhielten zwölf frischgebackene Case Managerinnen und Manager ihre Zertifikate. Mehrere ReKo-Netzwerkpartner wohnten der feierlichen Verleihung im NINO-Hochbau in Nordhorn bei.
Bereits im Frühjahr 2020 hatten die jungen Fachkräfte ihre Arbeit aufgenommen und berufsbegleitend unter Leitung von Prof. Dr. Michael Monzer und Prof. Dr. Thomas Klie ihre Weiterbildung nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) absolviert. Die Case Manager sind im Emsland und der Grafschaft an verschiedenen Stellen wie Pflegestützpunkten und Krankenhäusern eingesetzt und begleiten die jeweiligen Klienten stets für den Zeitraum eines Jahres. So wird beispielsweise sichergestellt, dass Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt nicht auf sich alleine gestellt sind: Der Case Manager nimmt dafür die konkreten Bedürfnisse seines Klienten in den Blick und steht im intensiven Austausch mit Leistungsanbietern, Ämtern und sonstigen Akteuren. Viele der Case Manager kommen aus Pflegeberufen und kennen sich daher in der Praxis bestens aus. Durch die Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück werden zudem wichtige Daten erhoben, um etwa bestehende Versorgungslücken zu ermitteln.
Wie es um die Pflegesituation in den hiesigen Landkreisen steht und welche Chancen sich aus dem ReKo-Projekt ergeben, nahmen die Case Manager mit der Erstellung umfassender Abschlussarbeiten in den Blick. Bestimmte Krankheitsbilder – etwa die notwendigen Schritte bei Schlaganfallpatienten – wurden dabei ebenso betrachtet wie örtliche Gegebenheiten (zum Beispiel die Strukturen in der Samtgemeinde Uelsen) und die Möglichkeiten einer nachhaltigen Implementierung des Case Managements. Auch ein Vergleich mit dem erfolgreichen niederländischen Pflegemodell Buurtzorg wurde angestellt.
Thomas Nerlinger, Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO und ReKo-Projektleiter, zeigt sich erfreut angesichts der Zertifizierung der Kolleginnen und Kollegen: „Ich bin stolz auf mein Team“, sagt er zufrieden und erklärt: „Mit dem Abschluss der Ausbildung erreicht das Case Management ein neues Niveau. Die Absolventen sind nun bestens qualifiziert, um hilfsbedürftige Menschen zu versorgen.“ Auch Dr. Arno Schumacher, Vorsitzender der Gesundheitsregion, lobt die neuen Case Manager und erinnert an die Gegebenheiten früherer Zeiten: „Da kam der Arztbrief manchmal erst Monate nach der Entlassung beim Hausarzt an. Wir können wirklich froh sein über das, was wir erreicht haben. Das Case Management bedeutet nicht nur einen Mehrwert für den einzelnen Menschen, sondern für das ganze Gesundheitssystem.“
Dozent Prof. Monzer würdigt das große Engagement der Beteiligten und betont, er habe durch die gemeinsame Arbeit selbst noch einiges gelernt. Durch Corona sei die Dauer der Ausbildung zwar etwas länger ausgefallen als geplant, doch habe man das gemeinsame Vorhaben trotz aller Widrigkeiten „voll hinbekommen“. Alle Case Manager hätten am Ende „hervorragend Arbeiten“ abgeliefert.
Eine der Absolventinnen ist Lisa Brüggemann: In ihrer Ausbildung hat sie von der Funktion, den Phasen und den Zielen des Case Managements über die Einbindung von Netzwerkpartnern bis zum konkreten Schreiben eines Hilfeplans sämtliches Wissen an die Hand bekommen, das sie für ihre neue Aufgabe benötigt. Warum sie sich für diesen Job entschieden hat? „Case Management ist eine sehr bedarfsorientierte und individuelle Form der Begleitung, die immer wieder überprüft, ob die Maßnahmen wirken“, sagt sie und wirft auch einen Blick auf die Gesamtsituation: „Das Gesundheitssystem befindet sich in einem Wandel. Angesichts notwendiger Kosteneinsparungen und fehlender Fachkräfte ist es unabdingbar, vorhandene Ressourcen effizient zu nutzen.“
Das Regionale Pflegekompetenzzentrum in der Modellregion Emsland/Grafschaft Bentheim ist ein Pilotprojekt der DAK-Gesundheit, der Universität Osnabrück und der Gesundheitsregion EUREGIO. Das Projekt läuft bis 2023 und wird durch den Innovationsfonds der Bundesregierung mit 10 Millionen Euro gefördert.
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