Case Management ist ein Fachbegriff aus der sozialen Arbeit. Organisationsabhängig gibt es in der Praxis unterschiedliche Formen von Versorgungskonzepten, um Menschen individuell zu begleiten und zu unterstützen. Ulrich Kurlemann ist Leiter des Geschäftsbereichs Sozialdienst / Case Management am Universitätsklinikum Münster (UKM) und beantwortet unsere Fragen!
Wie lange existiert bereits ein Case Management am UKM und welches Ziel wurde mit der Einführung verfolgt?
2007 hat der Vorstand des UKM entschieden, mit der Einführung von Case Management (CM) Aufgaben und Zuständigkeiten bei der Steuerung von Behandlungs- und Versorgungsprozessen neu zu strukturieren. Gemeinsam haben hierzu die Pflegedirektion und der Sozialdienst für das UKM ein entsprechendes Konzept erstellt und umgesetzt. Dabei waren die Ziele des CM: Sicherstellung der Versorgungskontinuität für unsere Patienten („keine Brüche – keine Lücken“), Erreichen des Versorgungszieles in medizinisch/pflegerischer und zeitlicher Hinsicht („Die richtigen Leistungen zum richtigen Zeitpunkt“), Entlastung anderer Berufsgruppen von Supportprozessen („Konzentration auf Kernaufgaben/Organisation aus einer Hand“), positive Kosteneffekte („qualifikationsorientierte Aufgabenverteilung“) und die Neuentwicklung interner Netzwerke („stabile und verlässliche Kooperationspartner“).
Welche Vorteile/Verbesserungen beobachten Sie persönlich seit Bestehen des Case Managements am UKM?
CM am UKM ist in fast allen Klinikbereichen erfolgreich implementiert und heute ein fester Bestandteil im klinischen Behandlungsablauf. CM ist die interdisziplinäre Schnittstelle zwischen Patient, Medizin, Pflege, Sozialdienst und allen weiteren (internen und externen) am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen. Dabei terminiert, organisiert und koordiniert CM in einem komplexen, spezialisierten und hochgradig arbeitsteiligen Behandlungsprozess u.a. diagnostische und therapeutische Leistungen, Behandlungsabläufe, Bettenbelegung und poststationäre Bedarfe. CM evaluiert das System der Versorgung und initiiert – wenn erforderlich – Veränderungen und neue Pfade. Für eine effektive und effiziente Behandlungssteuerung sind das CM und der Sozialdienst in einem Geschäftsbereich eng miteinander verzahnt. So werden bereits bei der Aufnahme in enger Kooperation zwischen CM und SD Versorgungsprozesse mit Zielsetzung eines Entlassmanagements initiiert, abgestimmt und umgesetzt. Während das CM für interne Behandlungsabläufe zuständig ist, berät der Sozialdienst zu sozialen Fragen der individuellen Krankheitssituation und organisiert nachstationäre Versorgungsangebote.
Das UKM beteiligt sich als Kooperationspartner am Modellprojekt ReKo in der Modellregion Emsland/Grafschaft Bentheim. Welche Chancen sehen Sie für das Case Management und die Vernetzung in der ländlich geprägten Gesundheitsregion EUREGIO insbesondere nach Projektende?
Das Universitätsklinikum Münster in relativer räumlicher Nähe zur Region Emsland/Grafschaft Bentheim beteiligt sich gerne am Modellprojekt ReKo. Mein und unser Anliegen ist es hier, theoretische Modelle, Konzepte und Ideen im Sinne von CM mit zu begleiten und praxisnah innerhalb einer guten, verbindlichen und bedarfsorientierten Versorgung von Patienten umzusetzen. Wir wollen das UKM als Krankenhaus der Maximalversorgung frühzeitig mit in die ReKo-Prozesse einbeziehen und gleichzeitig als Partner mit „über den Tellerrand sehen“.
Patienten aus der ReKo- Region, die an das UKM verwiesen werden, werden hier hochspezialisiert behandelt, gepflegt und therapiert. Im Rahmen einer Kooperation können mit dem CM in der ReKo-Region Informationen und erforderliche Angebote zur Behandlung der Patienten bereits im Vorfeld initiiert und konkret abgestimmt werden.
Mit Blick auf die nachstationäre Versorgung/Entlassmanagement können zwischen Sozialdienst des UKM und dem ReKo-CM-Team Absprachen zur aktuellen Versorgungssituation direkt getroffen werden. Pflegerische wie auch Aspekte zur sozialen Situation können hierbei mit einbezogen werden. Im Modell ReKo können so die entsprechenden Weichen gestellt werden, um für die Menschen in der Region- auch nach Projektende- eine gute und stabile Versorgungskette sicherstellen zu können.
Fotos: UKM
Text: Sebastian Hamel
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